Südlich des Kirchdorfes Neukirch an der Thur liegt die Häusergruppe Aspenrüti. Sie besteht heute aus vier Wohnhäusern und acht Oekonomiegebäuden. Konrad Lauchenauer, Hans Stark, Peter Weilen-mann, Christa Bosshart sind die heutigen Besitzer. Das Haus von K. Lauchenauer darf nach Bauart und Grösse als der ursprüngliche Aspenrütihof angesehen werden. Seine Geschichte steht im Mittelpunkt unserer Betrachtung. Zahlreiche Urkunden, vor allem Lehenbriefe sind noch vorhanden. Sie befinden sich im Staatsarchiv Zürich, Abteilung Weinfelden (C III 27). Der Hof Aspenrüti gehörte nämlich zur Herrschaft Weinfelden und diese ist bekanntlich 1614 an Zürich gekommen.
Die erste urkundliche Erwähnung des Aspenrütihofes stammt aus dem Jahre 13611. Damals nahm Herzog Rudolf von Oesterreich ein Verzeichnis all seiner Lehensgüter auf, und da auch der Aspenrütihof ein habsburgisches Lehen war wird er in diesem Urbar aufgeführt: „Item es hand enpfangen Heinrich und Hug von Rotte (Rothen), Gebrüder, des ersten den hoff ze Aspernny (!), item der hof ze Winfelden, geltend drei mark geltz“2. Die Lehenbauern der beiden Höfe sind hier allerdings nicht genannt, wohl aber die Lehenherren, nämlich die Herrn von Rothen (Rotte, Rota), welche vielleicht auf dem Turm Buhwil sassen.
Bald wechselte der Hof seine Besitzer. Die Erbin der Herren von Rothen, Katharina von Rothen, verkaufte Asper-Rüti im Jahre 1387 mit vielen andern Gütern an die Burgherren zu Bürglen, die Gebrüder Ulrich und Eberhart von Sax3. Dabei vernehmen wir aber noch etwas mehr als den blossen Namen des Hofes. Die verkaufsurkunde führt nämlich auch die Abgaben auf, die der Lehenbauer von Aspenrüti dem Lehenherrn abliefern musste : Jährlich sechs Mutt Kernen, sechs Mutt Haber (beides Wiler Mass), ein Pfund und fünf Schilling Pfennig (Konstanzer Münze), zwei kloben Werch, 100 Eier und vier Hühner.
- Aspenrüti ist älter, doch geht es nicht auf die allemannische Landnahme zurück. Der Name bedeutet: Rodung des Asper, d.h. des Mannes von Aspen = Espen. Aspernny ist augenscheinlich verschrieben für Asperrüti. [↩]
- Die Belehnung der Güter fand am 25. Januar 1361 zu Zofingen statt. (Thurg. Urkundebuch VI, S.124. Siehe auch „Quellen zur Schweizer Geschichte“, Band 14 und 15 (1899), wo Dr. Rudolf Maag das Habsburger Urbar von 1304 – 1308 und spätere Urbaraufnahmen veröffentlichte.) Das Original des Lehenbuches von 1361 befindet sich im Statthaltereiarchiv Innsbruck. Die Lehen aus dem Thurgau sind darin auf Seite 27 – 40 verzeichnet. Die oben zitierten Angaben sind auf fol 36 b zu finden. – Zur Geschichte von Weinfelden sind aus diesem Lehenbuch noch zu nennen : „Item es hat enpfangen her Herman von der Breiten Landenberg des ersten den kilchensatz zo Winfelden (fol.33 b )“ und : „ Item es hat enpfangen Cunrat Betler von Herdern des ersten ein hoff zo Winfelden, giltet 14 stuck “ (fol. 36 b ). Unter Stuck versteht man die Masseinheit für Zinse einer beliebigen Gattung, bstehend aus 1 Mutt Kernen oder 1 Malter Haber oder ein Pfund Geld. [↩]
- Originalurkunde im Stadtarchiv St.Gallen, Abteilung Bürglerarchiv Nr.15. Photokopie davon im Weinfelder Bürgerarchiv. – Katharina von Rota hatte von ihrem Vater Konrad von Rota, von iher Mutter Agnes von Meringen ( Möhringen an der Donau, Bezirksamt Engen) und von ihren Vettern Hug und Hans von Rota, die alle gestorben waren, den Turm und Baumgarten zu Buhwil, sowie viele Höfe und Güter ererbt und verkaufte nun alles vor dem Stadtammann zu Feldkirch, am Samstag vor Gallus des Jahres 1387 (12. Okt.) an die damaligen Herren zu Bürglen, an Ulrich und Eberhart von Sax , um die Summe von 350 Pfund Haller. Unter den angeführten Höfen sind genannt Aspenrüti und ein Hof zu Weinfelden. Die Abgaben des Weinfelder Hofes betrugen jährlich vier Mutt Kernen, ein Malter haber (Konstanzer Mass), 10 Schilling Pfennig (Konst. Münze) und vier Hühner. Es sind die beiden Höfe, die uns im Habsburger Urbar von 1361 begegnet sind. [↩]